![]() Bares ist Wahres. Für Touristen, die kein Konto bei der Bank of St. Helena haben, hat diese Devise jahrelang gegolten, seit der einzige Geldautomat vor vielen, vielen Jahren abgebaut wurde und internationale Kreditkarten nur von ganz wenigen Geschäften akzeptiert wurden. Jetzt aber hat die Bank of St. Helena mit der "St. Helena Tourist Card" eine App freigeschaltet, wo man sich von seinem Paypalkonto oder seiner Kreditkarte einfach Guthaben hochladen kann, analog dem schweizerischen TWINT oder dem deutschen BLUECODE. Mit der "St. Helena Tourist Card" kann man dann in allen Geschäften auf St. Helena bargeldlos bezahlen, welche am schon länger für Einheimische aktivierten "St. Helena Pay"-System mitmachen. Die Zeit, wo man gezwungen war, einen ganzen Bündel Bargeld an Britischen Pfund mitzunehmen, gehören dann definitiv der Vergangenheit an.
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Die Wanderwege im Diana's Peak Nationalpark sind bis mindestens Ende 2023 gesperrt. Der Grund ist ein Krankheitserreger namens Phytophthora, welcher die Wurzeln der endemischen Pflanzen im Park angreift und so die Pflanzen und Bäume von unten absterben lässt. Der Grund, dass der Zugang zum Park verboten wird, liegt darin, dass der Krankheitserreger vor allem entlang der Wanderwege gefunden wurde, so dass der Schluss nahe liegt, dass der Krankheitserreger durch - zum Beispiel - an Wanderschuhen klebenden Schlamm oder Feuchtigkeit weiter im Nationalpark verbreitet wurde. Mit dem Zugangsverbot hofft man, dass sich die Seuche weniger schnell verbreitet, denn die Auswirkungen sind meistens recht gravierend. So hat eine andere Phytophthora-Art im 19. Jahrhundert die irische Kartoffelernte zerstört, was zur grossen Hungersnot in Irland führte. Auf St. Helena steht zwar nicht die Ernährungssicherheit auf dem Spiel, aber Diana's Nationalpark ist ein wichtiger Wasserspeicher für St. Helena und eine starke Schwächung der Flora hätte unweigerlich auch Auswirkungen für die Wasserversorgung.
Das Museum von St. Helena möchte schon lange in einer ehemaligen Lagerhalle gleich neben dem bestehenden Museum ein "Cultural Center" einrichten. Seit dem Besuch von Lord Ashcroft im April 2023 auf St. Helena, ein langjähriger Mäzen für die Insel, ist die Realisierung ein wichtiger Schritt weiter. Sofern die Heritage Society £ 100'000.-- zusätzliche Mittel für den Ausbau des Erweiterungsbaus auftreiben könne, dann werde er, Lord Ashcroft, ebenfalls £ 100'000.-- an das Projekt beisteuern. Dass dies keine leeren Worte sind, hat er schon öfters bewiesen. Diesen Winter hat Lord Ashcroft zum Beispiel die Renovation der "Jacobs Ladder" auf St. Helena finanziert, deren Treppenstufen in den letzten Jahrzehnten stark gelitten hatten. Dann drücken wir der Heritage Society die Daumen, dass sie bei ihrem Fundraising erfolgreich sein wird. Die Heritage Society kann per E-Mail erreicht werden: enquiries@museumofsainthelena.org
Das Leben auf einer einsamen Insel weit weg von der modernen Zivilisation hat seinen Reiz - und seine Risiken, wie der Tod von Sean Burns, Administrator der Insel Tristan da Cunha zeigt. Sean Burns, bereits von 2010 - 2013 und 2016 - 2020 Administrator der Insel sprang kurzfristig Anfang Dezember 2022 ein für eine temporäre dritte Amtszeit, da der frühere Administrator die Insel "aus persönlichen Gründen" nach nur 10 Wochen wieder verlassen hatte. Die eigentlich vorgesehene Pensionierung wurde aufgeschoben.
Am 9. März 2023 erlitt Sean Burns einen Schlaganfall, der eine Verlegung in ein Spital in Kapstadt nötig machte. Es wurde ein Notruf an Schiffe in der Nähe abgesetzt und nach fünf Tagen ankerte das deutsche Forschungsschiff METEOR am 14. März vor Edinburgh of the Seven Seas, um den Patienten ins sechs Seetage entfernte Kapstadt zu evakuieren. Leider musste die Schiffsführung dann aber am Abend des 16. März den Bewohnern von Tristan da Cunha mitteilen, dass Sean Burns verstorben sei. Durch diese persönliche Tragödie für die Familie Burns wird einem auch wieder bewusst, was die Erreichbarkeit von schneller medizinischer Hilfe wert sein kann. In solchen Fällen dürften vor allem auch die Bewohner von St. Helena um ihren Flughafen froh sein, wo seit 2017 medizinische Notfälle innerhalb von wenigen Stunden nach Kapstadt evakuiert werden können. Am 3. März 2023 ankerte wieder einmal ein grosses Kreuzfahrtschiff in James Bay, die maximal 2'800 Passagiere fassende Costa Deliziosa der italienischen Kreuzfahrtreederei Costa. Insgesamt 1650 Passagiere freuten sich auf einen kurzen Besuch der Insel. Rund ein Viertel davon buchte bereits eine Inseltour an Bord des Schiffes, andere buchten vor Ort einen Taxifahrer für eine Tour und andere schlenderten einfach durch Jamestown. Die Lokalzeitung "St. Helena Independent" - nie verlegen um einen bissigen Kommentar - titelte nach dem erfolgreichen Besuch "Cruise Ship or Hospital Ship?" und fragte sich, ob das Schiff nicht nur sechs Stunden sondern sechs Tage hier bleiben will, weil vom Schiff soviel Material an Land transportiert wurde, um den Ausschiffungs- und Einschiffungsbereich auszurüsten.
Zurück zu der Spitalschiff-Bemerkung: Bevor überhaupt erste Passagiere am späteren Vormittag ausschiffen konnten, standen zwei Ambulanzen bereit, welche Passagiere ins lokale Spital brachten. Auch später am Tage wurden die Sirenen der Ambulanzen gehört. Ein Hauptproblem, um dieses für die Insel durchaus interessante Potential an Kreuzfahrtbesuchern auszuschöpfen, liegt am Liegeplatz - respektive an einem fehlenden. Die Schiffe müssen in der Bucht ankern und die Passagiere müssen mit Tenderbooten an Land gebracht werden. Je nach Wellengang hat schon mehr als ein Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes entschieden, aus Sicherheitsgründen keine Passagiere an Land zu lassen. Da die Verweigerung eines Landganges an einem aussergewöhnlichen Reiseziel wie St. Helena nicht für eine gute Stimmung an Bord sorgen, überlegen sich die Routenplaner von Reedereien halt zweimal, ob man einen Stopp auf St. Helena wirklich riskieren soll. Auch beim Besuch der Costa Deliziosa war die See nicht ruhig, aber der Kapitän liess den Landgang zu. Interessant die Bemerkung eines Zuschauers an Land: Die Besatzungen der Tenderboote verzichteten auf die Hilfe von Einheimischen beim Landemanöver und hatten deshalb oft Schwierigkeiten, die Passagiere auszuschiffen. Kommentar von einem Saint: Die Leinen zu straff angebunden und der Motor nicht synchron mit den Wellen. Hier haben die Zodiacfahrer von kleineren Expeditionskreuzfahrtschiffen einen Vorteil: Sie sind es sich gewohnt, auch bis zu einem gewissen Wellengang mit den Zodiacs noch Gäste an Land zu bringen (und dann auch wieder sicher zurück). Wird St. Helena nach der Öffnung für Touristen im letzten August überrannt von Besuchern? Nein. Das liegt an mehreren Faktoren: Schon alleine der einzige Flug pro Woche kann maximal um die 100 Passagiere mitnehmen - inkl. Einheimische und geschäftlich Reisende. Neben dieser ersten Hürde sind es vor allem auch die verfügbaren Unterkünfte. In Jamestown stehen nach einer Zusammenstellung von der Wochenzeitung "St. Helena Independent" nur 48 Zimmer mit Dusche/WC zur Verfügung (aktuell krankheitsbedingt sogar nur 44), wovon 30 im Mantis Hotel. Die 18 Gästezimmer ausserhalb von Jamestown und die Selbstverpflegungs-Unterkünfte machen den Braten dann auch nicht mehr feiss. Gerade über die Festtage um Weihnachten/Silvester empfiehlt es sich ein Jahr im Voraus zu reservieren. Aber nicht nur Unterkünfte können rar werden. Gerade für Besucher, die ausserhalb von Jamestown wohnen, ist ein Mietwagen meistens ein Muss. Und diese gibt es auf der Insel auch nur in limitierter Anzahl. Zudem ist kompetentes Personal im Hospitality Sektor schwierig zu finden auf der Insel. Alleine das Mantis Hotel hatte im Februar 2023 15 Stellen ausgeschrieben. Besteht nun die Gefahr, dass aufgrund dieser Mangellage internationale Hotelketten auf St. Helena Hotelbunker aufstellen? Wer schon auf St. Helena war, wird nur schon den Gedanken an einen Hotelbunker für völlig verrückt halten. Die Topografie, die Insel-Infrastruktur, das Fehlen von Stränden und das knappe Gut "Süsswasser" sind nur einige Gründe, wieso das nie geschehen wird. Im April 2017 musste der Flugbetrieb der Landepiste Wideawake auf Ascension Island aufgrund von Schlaglöchern stark eingeschränkt werden. Die RAF-Flüge von England zu den Falklands mussten in der Folge aufgrund der Flugzeuggrösse in Dakar respektive auf den Kapverdischen Inseln zwischenlanden für den nötigen Tankstopp. Das US-amerikanische Militär flog noch wöchentlich nach Ascension und auch der monatliche Charterflug mit einem Flugzeug von Airlink zwischen St. Helena und Ascension Island konnte noch durchgeführt werden.
Die Projektkosten stiegen wie oft bei schwierigen Grossprojekten kontinuerlich an. Es wagt sich noch keiner, die Höhe der Schlussrechnung vorauszusagen, obwohl im August 2022 der östliche Teil der Landebahn freigegben werden konnte und der westliche Teil anscheinend im Frühling 2023 fertiggestellt werden soll. Es werden auf jeden Fall mehrere hundert Millionen US-Dollar sein. Die Kosten werden zwischen der Regierung der USA und Grossbritannien aufgeteilt, obwohl der Flughafen im Besitz der US-Amerikaner ist. Die Lokalzeitung von St. Helena, "St. Helena Independent", spottete in einer der letzten Ausgaben, dass die Kosten für die Reparatur der Landepiste auf Ascension Island wohl rund 60% der Gesamtkosten für den - auch nicht billigen - Flughafen von St. Helena entsprechen werden. Die Ladenbesitzer auf St. Helena sind nicht zu beneiden. Wer Mitte Juni Waren erhalten will, die mit dem Schiff ankommen, muss spätestens Anfang April bestellen. Etwas vergessen? Tja, das nächste Schiff kommt dann sechs Wochen später. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich dieser - vorerst nur für 12 Monate geplante - sechswöchige Lieferzyklus mit der neuen Schiffsroute von Walvis Bay mit der "Maria da Paz" einpendeln wird. Ein Fragezeichen wird auch hinter die bereits hohen Importkosten gesetzt. Traditionell beziehen die Geschäfte von St. Helena viele Waren aus Südafrika. Diese müssten also zuerst von Südafrika nach Walvis Bay verschifft und dort umgeladen werden. Billiger wird es dadurch wohl kaum. Und mit nur noch neun geplanten Lieferterminen im Jahr ist die Insel nicht mehr weit von der Anzahl Schiffsanläufen entfernt, als das erste königliche Postschiff noch eine zweimonatige Rotation England - St. Helena - Kapstadt - St. Helena - Englang fuhr.
Wer jetzt auf die Idee kommt, dass man nun vermehrt Güter als Luftfracht einfliegt, wird wohl auch nicht unbedingt glücklich. Neben dem Kostenfaktor ist es zum Teil fast ein Glücksspiel, ob die gebuchte Luftfracht auch tatsächlich geladen werden kann. Aufgrund der Länge der Flughafenpiste auf St. Helena ist das maximale Landegewicht des Flugzeuges limitiert. Bei vielen gebuchten Passagieren muss dann unter Umständen halt ein Teil der Luftfracht am Boden bleiben in Johannesburg...in der Hoffnung, dass es dann eine Woche später klappt Nur weil es eine kleine, abgelegene Insel ist, heisst es nicht, dass es eine abgeschiedene Idylle ist. Das kleine, im Zentrum von Jamestown gelegene Gefängnis ist längestens nicht mehr zeitgemäss und meistens "ausgebucht". Die Diskussionen um den Bau (respektive die Finanzierung) eines neuen, moderneren Gefängnisses, dauern seit vielen Jahren an. Die Polizei muss sich sehr oft mit Bagatellen herumschlagen. So wurde um die Weihnachtszeit eine Ruhebank an der Seafront beschädigt und eine Fussballtrophäe gestohlen. Für beide Straftatten verfasste die Medienstelle der Regierung jeweils eine Medienmitteilung mit einem Zeugenaufruf. Für in urbanen Regionen lebende Lesende ist dieser Aufwand für zwei - relativ - harmlose Delikte, fast schon amüsierend. Es gibt jedoch durchaus ernste Themen, mit denen sich die Polizei auf der Insel beschäftigen muss. Häusliche Gewalt/sexuelle Belästigung sind Themen, mit denen sich die Polizei und das Gericht regelmässig beschäftigen muss. So schön die Insel und wunderbar die Einwohner von St. Helena generell sind, auch eine abgelegene Lage verschont eine Gemeinschaft nicht vor Problemen.
Seit der Ausserdienststellung des königlichen Postschiffes "St. Helena" 2018 war das kleine Frachtschiff "Helena" das neue Versorgungsschiff für die Insel St. Helena. Ungefähr monatlich brachte das Schiff die bestellte Fracht von Kapstadt auf die Insel. Ab Februar 2023 wird das Schiff in ein anderes Fahrtgebiet wechseln.
Als Ersatz wird die 1999 erbaute "Maria da Paz" ab März 2023 die Insel St. Helena mit allem Nötigen versorgen. Das Schiff wird jeweils von Luanda/Angola via Walvis Bay/Namibia nach St. Helena fahren und von dort zurück nach Luanda. Die Rundreise dauert drei Wochen und es ist geplant, dass das Schiff St. Helena alle sechs Wochen anlaufen wird. Für alle Händler auf der Insel ist also eine äusserst umsichtige Planung nötig. Denn wenn man etwas vergisst zu bestellen oder eine Lieferung verspätet in Walvis Bay eintrifft, dauert es 1 1/2 Monate, bis die Ware auf der Insel ankommt. |
AuthorUrs Steiner Archives
Mai 2023
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